Sicherer Schulweg (Teil 1)

Sicherer Schulweg (Teil 1)

Über die Fahrbahn

'Aber', warnt Verkehrssicherheitsexperte Michael Heß, der Rolf seit 1979 berät, 'nicht jedes Kind kann den Weg zur Schule schon alleine zurücklegen. Wenn beispielsweise stark befahrene Straßen überquert werden müssen, sollten Eltern auf jeden Fall noch längere Zeit mitgehen.'

Unerlässlich für Kinder, die den Schulweg schon selbst meistern wollen, ist, dass ihre Eltern mit ihnen den Weg mehrmals abgehen und potenzielle Gefahrenpunkte gemeinsam erkennen und besprechen. Denn auch wenn nur zwei Nebenstraßen und eine Garagenausfahrt zu überqueren sind, können diese Orte für das Kind jeden Tag eine Gefahr sein.

'Ich seh nach links und rechts und links, wenn alles frei ist kann ich gehn.'

Wie man richtig und sicher die Straße überquert, können bereits kleine Kinder lernen. 'Wenn die Eltern immer vor dem Bordstein stehen bleiben und gucken, auch wenn es regnet, auch wenn sie es eilig haben und auch wenn sie in ein Gespräch vertieft sind, übernehmen Kinder diese Verhaltensweise', weiß Michael Heß.

Doch nicht das Stehenbleiben allein und sich auf Mama oder Papas Kommando verlassen, wann man über die Fahrbahn gehen darf, trainiert Selbständigkeit. Schon mit drei Jahren können Kinder selber schauen, ob ein Auto kommt und vor dem Überqueren der Straße in beide Richtungen sehen. Natürlich achten die Eltern mit auf den Verkehr und geben das endgültige 'OK' zum Überqueren der Straße, doch das Kind lernt auf diese Weise nach und nach immer besser, die Distanz zu Fahrzeugen und deren Geschwindigkeiten einzuschätzen.

Wenn die Fahrbahn gefahrlos überquert werden kann, sollten Kinder nicht hinüber rennen – auch wenn sie meinen, so die 'gefährliche' Straße möglichst schneller überwinden zu können. Beim Rennen ist die Gefahr zu stürzen viel größer als wenn das Kind zügig über die Fahrbahn geht. Außerdem schauen jüngere Kinder beim Rennen nur nach vorne, nicht zur Seite.

Zwischen geparkten Autos über die Straße gehen zu müssen ist nicht nur für Kinder schwierig: Durch die oftmals hohen Karossen sind die kleinen Gestalten nur schwer zu sehen. Viele Autofahrer rechnen nicht mit Kindern, die zwischen den Autos hervorkommen. Wenn es keine Möglichkeit gibt, ein paar Meter weiter an einer besser einzusehenden Stelle über die Straße zu gehen, müssen Kinder zwischen den geparkten Autos bis zur Sichtlinie – da wo sie die Fahrbahn noch geschützt voll überblicken können – vorgehen und sich dann wie gewohnt nach beiden Seiten umsehen. Dabei gilt es noch eine extra Hürde zu umschiffen: Die Autos, die das Hindernis bilden, müssen mit abgeschaltetem Motor wirklich parken. Sonst besteht die Gefahr, dass ein Autofahrer, der gerade aus- oder einparken will, das kleine Kind übersieht.

'Und an der großen Kreuzung dann, seh ich mir erst die Ampel an.'

Dass man bei 'Rot' stehen bleiben muss und nur bei 'Grün' über die Straße gehen darf, verstehen Kinder sehr schnell. Doch dass die vermeintlich sichere Ampel zu einer Gefahrenquelle werden kann, ist für Kinder nur schwer verständlich. 'Aber ich hatte doch grün' reicht leider nicht, denn Autofahrer können Fehler machen. Deshalb müssen Kinder auch an Ampeln aufmerksam in beide Richtungen schauen, ob wirklich kein Auto kommt und darauf gefasst sein, dass ein abbiegender Autofahrer nicht an die Fußgänger denkt. Außerdem müssen Kinder lernen, beim Umspringen der Ampel von 'Grün' auf 'Rot' nicht erschrocken stehen zu bleiben oder gar zurückzurennen, sondern ihren Weg über die Straße zügig fortzusetzen.

'Da kann ich erst weitergehn, wenn wirklich alle Autos stehn.'

Klingt lustig, kann aber auch zur ernsten Gefahr werden: Der Zebrastreifen. Leider halten nicht alle Autofahrer vor einem Zebrastreifen an, wenn sie sehen, dass Fußgänger über die Fahrbahn wollen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass Kinder auch hier vor dem Bordstein stehen bleiben, bis alle herankommenden Autos halten und erst dann – nach einem entsprechenden Blickkontakt mit den Autofahrern – die Straße überqueren.

Rolfs fröhliches Lied 'Mein Weg zur Schule ist nicht schwer' schließt mit der Freude darüber, schon auf dem Weg zur Schule Freunde zu treffen und die letzten Schritte gemeinsam zurückzulegen. Doch auch wenn die Sicherheit der Kinder steigt, wenn sie in der Gruppe unterwegs sind, wächst damit auch die Gefahr, durch Albereien abgelenkt allzu sorglos den vertrauten Weg entlang zu gehen.

Also passt gut auf einander auf – und zeigt euch gegenseitig, wie es richtig ist!

Hier die Links zu allen Schulweg-Artikeln:


Sicherer Schulweg (Teil 1)

Sicherer Schulweg (Teil 2)

Sicherer Schulweg (Teil 3)

Sicherer Schulweg (Teil 4)